Filmtipp Allied

Allied ist ein packendes Liebesdrama während des zweiten Weltkriegs, das die Action und den Thrill von Spionage- und Kriegsfilmen dosiert aufflackern lässt, ohne dabei jemals den Spannungsbogen des Hauptplots – die Liebesgeschichte, und wie diese Liebe getestet, bis ins letzte Extrem geführt wird – zu verlassen.

Was den Film meiner Meinung nach funktionieren lässt, ist zum einen die Genre-Treue, die den zentralen Wert des Liebesdramas nicht aus den Augen verliert, das Spiel auf der Klaviatur der Spannung und das meisterhaft mit Plot verwebte Setting.

Genre und zentraler Wert

Allied erzählt ein Liebesdrama vor historischem Hintergrund, das in einem Rennen um Leben und Tod kulminiert. Zwar gelingt es dem Film nicht, ein Liebespaar zu schaffen, das unsterblich werden wird, doch er stellt Max – der von Brad Pitt gespielte Held des Films – vor die schlimmste Frage eines Ehemannes überhaupt: der nach der Echtheit der Liebe.

Max ist ein erfahrener Krieger, mehrfach hat er dem Tod ins Auge geblickt, hat ihn gar akzeptiert. Das Leben und das seiner Familie stehen auch am Schluss auf dem Spiel. Aber der zentrale Wert, um den es geht, welcher das Dilemma unseres Helden ausmacht und das Genre des Films definiert, ist die Liebe und ihre Wahrhaftigkeit.

Spannung, Konflikt und Komplikationen

Der Film schafft Konflikt auf allen Ebenen: Wir sehen Max in Konflikt mit seiner Frau, aber vor allem mit sich selbst in seinem Dilemma von Glauben und Liebe. Dazu gesellen sich einerseits durch das Setting des Weltkriegs gewaltige äußere Gegner, andererseits finden sich plotbedingt die gefährlichsten Widersacher innerhalb seiner eigenen Institution, die das Land und die freie Welt gegen seine Frau verteidigen wollen.

Allied spielt meisterhaft auf der Klaviatur der Spannung und dabei viel mit der Erwartung des Zuschauers, indem er auf echte Spannung zielt, nicht bloß Überraschung. Dabei setzt er in Schlüsselereignissen – oder bei Schlüsselpersonen – regelmäßig immer noch eine Komplikation oben drauf, die den Konflikt erhöht, noch das Letzte aus der Situation herauskitzelt: Z.B. als Max abends im Bett auf den Anruf wartet (tickende Uhr!), der die Wahrheit über seine Frau ans Licht bringen soll. In welcher Situation könnte diese Situation auf die Spitze getrieben werden? Antwort: In einer Liebesszene, wo innerer, interpersoneller und äußerer Konflikt zwischen den Laken kulminieren. Und der Mann, der als einziger die Gerüchte über Marianne (CHECK) widerlegen oder bestätigen könnte? – Ein in einem französischen Gefängnis sitzender Säufer. Nichts ist leicht in diesem Film, der auch Menschen, die sonst nicht von Liebesdramen ins Kino gezogen werden, fesselt.

Setting

Allied eignet sich wunderbar, um zu studieren, wie Setting mit Plot eine wunderbare Einheit bildet. Der zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken ist immer wieder präsent, ohne jemals aufdringlich in den Vordergrund zu drängeln. Der Bombenhagel über London ist hier ein gutes Beispiel: Eine Frau läuft über zerbrochene Scherben – mehr als nur Symbolik. Wir sehen ein Geschäft, dessen Fensterfront in Trümmern liegt, davor ein Schild: geöffnet wie immer. Im Restaurant erklingen die Sirenen des Fliegeralarms, ebenso sehen und hören wir später beim Haus die Detonationen der Luftabwehr, doch kein Actionhagel aus herumfliegenden Trümmern, Explosionen, rennenden Menschenmassen, keinerlei Effekthascherei begleitet den Bombenhagel. In der Abgebrühtheit der Partygäste und damit im Subtext entfaltet sich der wahre Schrecken des Krieges. Niemals wendet der Krieg unsere Aufmerksamkeit ab von dem Paar, dessen manchmal stilles, manchmal temporeiches Drama sich eingebettet in das gewaltige Setting vor uns entfaltet.

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