Eine der Hauptfiguren in meinem Roman »Das Erbe der Rauhnacht« greift eine uralte Sagenfigur auf: Die Göttin Perchta.
Perchta (oder auch: Frau Percht) wird bereits in mittelalterlichen Quellen erwähnt, aber wahrscheinlich geht sie auf eine viel ältere Göttin bzw. Sagengestalt zurück. Das Attribut der Spinnerin stellt sie in die Nähe germanischer Schicksalsgöttinnen und der germanischen Göttin Frigg/Freya.
Herrin der Rauhnächte und Anführerin der Wilden Jagd
Perchta ist die Herrin der Rauhnächte, Wintergöttin und Anführerin der Wilden Jagd. Sie ist eine Art Totengöttin, aber auch der Fruchtbarkeit, denn sie soll Getreide wachsen lassen. Sie beschützt auch Haus und Hof.
Perchta tritt vor allem in den Rauhnächten am Jahresende auf, wenn die Grenzen zwischen den Welten dünn werden.
Festtagsgebote von Frau Percht
Im Roman ist Perchta zunächst sehr streng, was die Einhaltung der Rauhnachtsregeln und der Rauhnachtsbrauchtümer anbelangt. Sie bestraft Faulheit und Verstöße gegen die während der Rauhnächte geltenden Festtagsgebote. In den Sagen kann Perchtas Atem dabei töten oder blenden.
Perchtas Regeln verbieten das Wäschemachen während der Zwölften (Rauhnächte). Stuben müssen geräuchert, Festspeiseregeln eingehalten werden. Frauen dürfen nicht spinnen, sondern sollen ruhen. Die Räder sollen stillstehen. Wer Wäsche draußen aufhängt, dem fährt die Percht mit der Wilden Jagd durch sie hindurch und zerfetzt sie.
Aber sie belohnt auch Fleiß und Hilfsbereitschaft mit Münzen oder goldenen Spulen und hütet die Seelen der zu früh verstorbenen Kinder.
Überlieferte Merkmale der Göttin Perchta
Im Roman habe ich mehrere Attribute, die Perchta in den Überlieferungen zugeschrieben werden, aufgegriffen:
In ihrer Darstellung als alte Frau humpelt Perchta oft auf einem verkrüppelten Fuß herbei. Sie wird beschrieben als eine Frau mit einer langen Nase oder einem Vogelschnabel, daher stammt die Assoziation mit Rabe und Uhu. Beil und eiserne Kette gehören ebenfalls zu ihrer Erscheinung. Ebenso ist das Spinnrad ein weiteres ihrer Attribute. Frau Perchts Strauch ist der Holunder.
Perchta soll sehr hoch springen können. Also wenn ihr in Gedenken an altes Brauchtum zu Beginn des Neuen Jahres über das Feuer springt und eine Gestalt gesellt sich hinzu, die am höchsten springt, dann ist das Frau Percht.
Ausgedacht jedoch habe ich mir Perchtas Birkenhaar und die magischen Elemente wie, zum Beispiel, dass um sie herum der Winter immer etwas klarer, kälter, kristalliner scheint und dass Schnee nicht auf ihrem Haar schmilzt. Ihr Zauber erstreckt sich auf die Menschen in ihrer Umgebung: Die Wilden Jäger Krampus, Prügel, Kinderfresser und Rupp empfinden die Kälte in ihrer Nähe nicht so stark und können im Dunkeln besser sehen.
Ob Frau Holle, Gode, Herke, Stampe oder Perchta …
Wir alle kennen das Märchen von Goldmarie und wissen: Wenn Frau Holle die Betten schüttelt, beginnt es auf der Erde zu schneien. Die eher mitteldeutsche Figur von Frau Holle hat jedoch in anderen Regionen unterschiedliche Ausprägungen und Namen bekommen. So findet sich in Bayern, im Alpenraum und Tschechien die Frau Percht (oder Spercht) an ihrer Stelle. Auch Stampe und Bertha kommen vor. In Mecklenburg findet sich die Frau Gode, in der Gegend von Halle die Frau Herke. Italien kennt eine Befana.
Die römische Mythologie kennt die Göttin Diana. Die legte sich einer christlichen Legende nach mit dem Heiligen Nikolas von Myra an – was ich im Roman beim ersten Aufeinandertreffen von Nikolo und Perchta aufgreife. Diana galt übrigens im Mittelalter auch als Göttin der Hexen. Sie wurde auch ‚Unholde’ genannt.