Suzanne Collins, die Autorin der Tribute von Panem, erzählt fantastische Geschichten, in denen sie uns mit gesellschaftlichen Themen konfrontiert. Kürzlich las ich zum zweiten Mal die Tribute von Panem, die meines Erachtens zu den besten Bücher des letzten Jahrzehnts zählen und damit einen Beleg liefern, dass so manche Jugend- bzw. All Age Literatur in Sachen Storytelling-Qualität mehr zu bieten hat als „Erwachsenenbücher“.
Danach war ich neugierig auf die anderen Bücher der Autorin Suzanne Collins. So las ich also Gregor, ebenso wie die Tribute von Panem im Deutschen im Verlag Oetinger erschienen. Und auch bei diesem Buch erweist sich Suzanne Collins als eine Autorin mit Respekt vor der Intelligenz (und der Zeit) des Lesers — etwas, was vielen Romanen für Erwachsene abgeht.
Gregor – eine Heldenreise für junge Pfadfinder
Gregor und die graue Prophezeiung ist der erste Band in einer Reihe über Gregor den Überländer. Der Roman richtet sich an eine deutlich jüngere Zielgruppe als die Tribute von Panem (ab ca. 10 Jahren), er ist weniger komplex, Inhalte, Themen und Schreibstil kindgerechter. Was er mit den Tributen gemein hat, ist die strukturierte Herangehensweise in drei Akten, eine Effizienz, die an Filmstoffe erinnert, sowie die Fähigkeit, gesellschaftliche Themen anzusprechen ohne zu belehren. Bei Gregor zählen hierzu Rassismus, Konflikte zwischen „Nationen“ und die „Verunmenschlichung“ des Fremden. Dazu wählt Suzanne Collings Völker aus Kakerlaken, Spinnen und Ratten und zwingt einen damit gleich dazu, mal über die eigenen Hassphobien nachzudenken.
Suzanne Collins Stärke sind Geschichten von Mut, Hingabe und Liebe zur Familie. Der Ausgangswendepunkt bei Gregor ähnelt dabei dem der Tribute von Panem: Rette die kleine Schwester.
Gregor und die graue Prophezeiung ist eine klassische Quest und Kinderheldenreise, die klar anspricht, was einen wahren Helden ausmacht: die Bereitschaft, sich für andere zu opfern.
Ich habe jedenfalls sogleich angefangen, tiefer in der Abteilung Jugendliteratur der Buchhandlung zu stöbern. Ich freu mich auch schon darauf, wenn mein Neffe etwas älter ist. Dann können wir schön Bücher tauschen.